Oberfähnrich Noonan - Persönliches Logbuch 512/9:
Ich muss zugeben, manchmal erscheint mir unsere Mission sinnlos. Es ist immer noch schwer zu akzeptieren, dass wir die letzten Menschen in der Galaxie sind. Aber wer bin ich, mich gegen das Kommando aufzulehnen?
Details Über das Ende der Menschheit sind rar, jedes Gespräch darüber verboten. Es kursieren aber Gerüchte über ein große Katastrophe. Sol fiel als erstes, gefolgt von allen anderen bewohnten Systemen der Kernwelten. Eine Seuche, Hungersnot, Krieg, es könnte alles gewesen sein. Alles was ich weiß ist, dass wir das letzte Überbleibsel der Menschheit sind. Und wir müssen ein neues Zuhause finden, wenn unsere Art überleben soll.
Wer weiß, was ohne das Kommando geschehen wäre. Sie haben uns jahrhundertelang angeführt und beschützt. Wenn ich mich als nützlich erweise, nehmen sie mich eines Tages vielleicht sogar in ihren Reihen auf. Aber vorerst erfülle ich meine Aufgabe hier so gut ich kann.
Oberfähnrich Noonan - Persönliches Logbuch 576/4:
Ein wirklich seltsamer Tag. Ich habe Admiral Kerr auf einem Rundgang durch das Schiff begleitet. Eigentlich habe ich seinen Rollstuhl geschoben, während er vor sich hinmurmelte und den guten alten Zeiten nachhing. Jeder weiß, dass man den Admiral schon vor Jahren in den Ruhestand hätte schicken müssen - er hat ganz offensichtlich nicht mehr alle Sinne beisammen. Trotzdem sagte er etwas Seltsames. Als wir an der Kommunikationszentrale vorbeikamen, verlangte er, wir sollten einen Lagebericht nach Sol schicken. Ich versuchte ihm zu erklären, dass es kein Sol mehr gibt, aber er bestand darauf. Dann verstummte er plötzlich, als hätte er versehentlich etwas ausgeplaudert. Den Rest der Zeit sagte er kein Wort mehr.
Ich weiß nicht, ob ich das dem Kommando melden sollte. Über Sol zu sprechen, ist schließlich verboten. Ich will aber auch nicht, dass der alte Zausel Schwierigkeiten bekommt In diesem Alter ist es kein Wunder, dass er ein bisschen wirr ist.
Oberfähnrich Noonan - Persönliches Logbuch 612/8:
Die Sache mit Admiral Kerr wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen, also habe ich Nachforschungen angestellt. Das war falsch von mir, ich weiß, aber ich musste immer wieder an seine Worte denken. Ich habe seine ID-Karte benutzt, um mir Zugang zum Archiv zu verschaffen. Ich wünschte fast, ich hätte es nicht getan.
Wir sind nicht die letzte Bastion der Menschheit. Das war eine Lüge. Eine Täuschung, die alle hier an Bord in die Irre führen sollte.
Unsere Mission hätte schon vor Generationen enden sollen, aber als das Schiff sein Ziel erreichte, stellte sich heraus, dass der Planet unbewohnbar war. Die Menschen wollten umkehren, aber das Kommando entschied, dass man nach einer anderen Kolonie suchen würde. Es gab einen Aufstand, den man gewaltsam niederschlug. Die Berichte über die angebliche Auslöschung der Menschheit sollten uns dauerhaft ruhigstellen. Es war alles ein Lüge.
Was soll ich mit diesem Wissen anfangen? Würde mir überhaupt jemand glauben?
Oberfähnrich Noonan - Persönliches Logbuch 625/7:
Ich wollte nicht dass die Dinge aus dem Ruder laufen, aber die Menschen haben ein Recht auf die Wahrheit Ich habe es nur wenigen Personen erzählt die mir vertrauenswürdig erschienen, aber die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Nach wenigen Stunden sah sich das Kommando einem wütenden Mob gegenüber. Die Leute drohten mit Meuterei, das Kommando antwortete mit Gewalt.
Auf dem Schiff tobt ein erbitterter Konflikt. Zwei Fraktionen haben sich gebildet - eine, die in die Kernwelten zurückkehren will, und ein zweite, die die Mission fortführen möchte.
Es sterben Menschen, und all das ist mein Fehler.
Warum habe ich es ihnen erzählt? Nun kann ich nur noch versuchen, das Blutvergießen zu stoppen, bevor alles zu spät ist.